„Mit der ‚Aktion Grün‘ gegen das Artensterben: jetzt und vor Ort“
Internationaler Tag der biologischen Vielfalt: Umweltministerin Höfken startet Themenwochen zur „Aktion Grün“ und stellt aktualisierte Rote Liste Libellen vor.
„Die Vielfalt unserer Arten ist zugleich unsere Lebensgrundlage. Wir müssen sie schützen und erhalten. Gerade jetzt: Die Situation für Insekten und Bestäuber ist ernst. 60 Prozent aller Wildbienenarten und 65 Prozent der Schmetterlinge sind gefährdet, selbst weit verbreitete Arten wie der Zitronenfalter und das Tagpfauenauge werden immer seltener. Unsere Antwort ist die ‚Aktion Grün‘, das Landesprogramm für Natur- und Artenschutz“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken am Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt im Botanischen Garten der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Dort gab Höfken den Startschuss für die Themenwochen „Aktion Grün“.
Land zeichnet „Aktion Grün“-Kommunen aus
„Wir unterstützen viele verschiedene Artenschutzprojekte – jetzt und vor Ort, im ganzen Land. Mit der ‚Aktion Grün‘, die als breites gesellschaftliches Bündnis aufgestellt ist, erhalten wir notwendigen Lebensraum, auch für gefährdete Arten. Wir sorgen dafür, dass alle Bürgerinnen und Bürger, dass Jung und Alt den Wert unserer Artenvielfalt schätzen lernen und ihre Rolle wahrnehmen können. Rheinland-pfälzische Kommunen, die besonders viel für Natur- und Artenschutz tun, zeichnen wir künftig als ‚Aktion Grün-Kommune‘ aus “, sagte Höfken. „Mit der ‚Aktion Grün‘ haben wir die Weichen gestellt, unsere Artenvielfalt zu erhalten. Ich bin überzeugt: Wir können das Ruder herumreißen. Und das müssen wir: Denn für einige Tier- und Pflanzenarten ist es fünf vor zwölf“, so die Umweltministerin. „Es gibt schon viele Städte und Gemeinden sowie Verbände und landwirtschaftliche Betriebe, die von der ‚Aktion Grün‘ profitieren. In den kommenden Wochen werde ich überall im Land unterwegs sein und mich davon überzeugen können.“ Auch bei ihrer diesjährigen Sommertour in der ersten Sommerferienwoche widmet sich die Ministerin Höfken der „Aktion Grün“. Insgesamt wird sie bis Ende Juni mehr als 20 Termine wahrnehmen.
„Aktion Grün“ geht alle gesellschaftlichen Gruppen an
Insgesamt neun Schwerpunkte beinhaltet die „Aktion Grün“, außerdem kommt als zehntes Themenfeld die „Aktion Blau Plus“ hinzu. „Unser Aktionsprogramm ist so vielfältig wie unsere Tier- und Pflanzenwelt hier in Rheinland-Pfalz: Es reicht vom Moorschutz über den Schutz von Grünland über Umweltbildung, Biotopvernetzung und die Förderung des Ehrenamts bis hin zu „,Aktion Grün‘ schmeckt“ und den besonderen Schutz von Leitarten“, so Höfken. In diesem Jahr stehen 2,5 Millionen Euro für die unterschiedlichen Projekte der Themenschwerpunkte zur Verfügung. Hinzu kommen die Fördermittel der „Aktion Blau Plus“, mit denen die Renaturierung von Gewässern vorangetrieben und damit zugleich für die Wiederherstellung von wichtigen Lebensräumen gesorgt wird. „Die ‚Aktion Grün‘ ist mir ein besonderes Anliegen: Darum appelliere ich an alle gesellschaftlichen Gruppen, Teil dieser Aktion zu werden und sich einzubringen. Zugleich danke ich allen, die hier schon aktiv sind. Der Erhalt unserer Artenvielfalt geht uns alle an – nicht nur den Naturschutz, sondern auch Kommunen, die Landwirtschaft, Bürgerinnen und Bürger sowie Verbände und Institutionen“, betonte Höfken.
Rote Liste Libellen: Wichtige Grundlage für Artenschutz
Mit dem Start der „Aktion Grün“ im Jahr 2017 hat das Umweltministerium ein Starterpaket von 25 Projekten geschnürt, die vorrangig umgesetzt werden sollen. Auch die Aktualisierung von Roten Listen, die die Gefährdungssituation einer Art darstellen, zählen dazu. „Ich freue mich, dass wir heute eine neue Rote Liste Libellen vorlegen können“, sagte Höfken im Botanischen Garten. „Rote Listen bilden eine wichtige Grundlage für unser Tun: Ohne wissenschaftliche Auswertungen und Erhebungen zum Zustand bestimmter, gefährdeter Arten könnten wir keine zielgerichteten Maßnahmen ergreifen.“
Deutliche Verbesserung: Zweidrittel der Libellenarten nicht mehr gefährdet
„Die aktualisierte Rote Liste Libellen hat gute Nachrichten für uns: Ihre Bestände haben sich erholt. Einige Libellenarten sind nicht mehr gefährdet oder wurden in ihrer Gefährdung herabgestuft“, berichtete Höfken. Insgesamt werden 69 Libellenarten mit 24 Klein- und 45 Großlibellenarten gezählt. Von ihnen gelten aktuell 21 Arten als gefährdet. „Das bedeutet im Umkehrschluss: 65 Prozent sind nicht mehr gefährdet. Das ist ein großer Erfolg, denn im Jahr 1992 galt dies nur für 17 Prozent“, sagte die Ministerin. „Diese deutliche Erholung der Libellenarten zeigt, dass unsere Maßnahmen des Arten- und Naturschutzes wirken.“ Durch die Förderung des konsequenten Ausbaus von Kläranlagen hat sich langfristig die Wasserqualität verbessert. Besonders hat die Renaturierung von Gewässern von Flüssen und Bächen durch Mittel der „Aktion Blau Plus“ dazu geführt, dass flussbewohnende Libellenarten wichtigen Lebensraum zurückgewonnen haben.
Erholung der Libellen zeigt: Artenschutz wirkt
Es gibt drei Libellenarten, die besonders in Rheinland-Pfalz verbreitet und daher schützenswert sind: die Vogel-Azurjungfer, die Blaugrüne Mosaikjungfer und die Gestreifte Quelljungfer. So kommt die Vogel-Azurjungfer zum Beispiel nach aktuel-len Untersuchungen nur in der Südpfalz am Rande des Bienwaldes an zwei Gewässern vor – an der Erlenbachniederung und an der Bruchbach-Otterbach-Niederung. Der Erhalt und Schutz von artenreichem Grünland in den Tälern der Vorderpfalz ist deshalb eine der wichtigsten Voraussetzungen zum Überleben der Art.
„Die Erholung des Bestandes an Libellenarten ist ein sehr gutes Zeichen und ermutigt uns, im Arten- und Naturschutz den Weg konsequent weiter zu gehen. Doch dürfen wir uns nicht ausruhen: Es gibt viele Arten, die weiterhin stark gefährdet sind, nicht nur Libellen, auch andere Insekten und Bestäuber wie Wild- und Honigbienen“, betonte die Umweltministerin. „Mit der ‚Aktion Grün‘ können wir in ganz Rheinland-Pfalz für weitere Verbesserungen sorgen und unsere Arten schützen und erhalten.“
Libellen
Libellen ernähren sich von Fluginsekten oder von Gewässerorganismen und deren Larven. Die großen Arten nehmen auch Kaulquappen und kleine Jungfische als Nahrung. Viele Arten sind Spezialisten, die saubere Quellen, Fließgewässer, Moorgewässer oder pflanzenreiche Tümpel und Seen besiedeln und als Indikator für deren guten Zustand dienen. Die Larven sind durch Gewässerverunreinigung und Übernutzung, neuerdings auch durch invasive Arten (wie zum Beispiel Krebse), gefährdet. Libellen und ihre Larven sind selbst aber auch Beute für andere Tiere in der Nahrungskette.
Internationaler Tag der biologischen Vielfalt
Jedes Jahr wird der 22. Mai als Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gewürdigt. Der Tag erinnert an den 22. Mai 1992, an dem in Nairobi Einigkeit über den Text des UN-Übereinkommens zur biologischen Vielfalt erzielt wurde. Dieses Übereinkommen ist heute mit mehr als 190 Vertragsstaaten eines der erfolgreichsten Übereinkommen der Vereinten Nationen. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) ist das umfassendste verbindliche internationale Abkommen im Bereich Naturschutz und nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen. Deutschland ist seit In-Kraft-Treten am 29. Dezember 1993 Vertragspartei der CBD.