Katrin Eder: „Vom Schutz des Feldhamsters profitieren wir alle“

Umweltministerin nimmt an Feldhamster-Exkursion der Stiftung Natur und Umwelt teil – Feldhamsterbestände in Mainz bleiben aktuell stabil

Feldhamster, Foto: Agata Kadar/stock.adobe.com
Feldhamster

„Die Artenkrise gehört neben der Klimakrise zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Beide sind existenziell und wir können sie nur zusammen lösen. Dabei ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass das Artensterben weltweit und damit auch direkt vor unserer Haustür stattfindet. Wir müssen Arten schützen, denn Artenschutz ist die Voraussetzung für resiliente Ökosysteme. Der bei uns heimische Feldhamster leistet dann, wenn er in ausreichender Zahl vorkommt, einen wichtigen Beitrag für unsere Böden, da Feldhamster durch ihre Grabungen die Erde bis zu einer Tiefe von zwei Metern auflockern. Der Feldhamster gehört aber zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Aufgrund fehlender Deckung vor Greifvögeln und Füchsen, fehlender Nahrung zum Überwintern und weiterer Faktoren wie Flächenversiegelung, Landschaftszerschneidung und Klimawandel ist der Erhaltungszustand des Feldhamsters nach wie vor kritisch“, berichtete Katrin Eder, Umweltministerin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU), bei einer Exkursion mit weiteren Vorstandsmitgliedern der SNU.

Die Exkursion fand in Mainz-Ebersheim statt, wo der Großteil einer im Mainzer Stadtgebiet befindlichen Projektfläche liegt, auf der die SNU mit weiteren Akteuren die Situation des Feldhamsters in Rheinland-Pfalz stabilisieren und nachhaltig verbessern will. Der Feldhamster kommt in ganz Rheinland-Pfalz nur noch in Rheinhessen und vereinzelt an der Nahe vor. Um seine Situation zu verbessern werden durch die SNU jährlich unter anderem die Bestände erfasst, Schutzmaßnahmen zusammen mit landwirtschaftlichen Betrieben erarbeitet und am genetischen Erhalt der Art geforscht. Dieses „Rettungspaket Feldhamster“ wird vom Umweltministerium über die Aktion Grün bis vorerst 2025 mit insgesamt rund einer Million Euro gefördert. Im laufenden Jahr werden rund 165.000 Euro an landwirtschaftliche Betriebe in Mainz für Feldhamster-Schutzmaßnahmen ausgezahlt werden. Mithilfe der Maßnahmen konnten die Feldhamsterbestände in Mainz stabilisiert werden, während es in den weiteren Verbreitungsgebieten in Rheinland-Pfalz fast keine aktuellen Nachweise gibt. In Mainz-Ebersheim ist mit einer dreistelligen Individuenzahl die größte Feldhamsterpopulation von Rheinland-Pfalz zu finden. Pro Hektar kartierter Fläche liegt die Baudichte hier bei über 1 und wird vom Bundesamt für Naturschutz demnach als „gut“ eingestuft. Jedoch ist die Gesamtzahl der Baue (unter 300) und damit die Anzahl der Tiere zu gering, um eine langfristig stabile Population bilden zu können. Die immer kleiner werdenden Populationen leiden durch ihre Isolierung zunehmend unter Inzucht, ein Prozess, der auch als Aussterbestrudel bezeichnet wird. Um diesem Trend entgegenzusteuern arbeitet die SNU eng mit Expertinnen und Experten aus anderen Bundesländern zusammen, beispielsweise bei der Erhaltungszucht. So wurden bisher bereits zehn Tiere aus rheinland-pfälzischen Vorkommensgebieten in die Zuchtstation im Heidelberger Zoo gebracht.

Während der Feldhamster früher aufgrund seiner hohen Bestände als landwirtschaftliches Problem betrachtet wurde, engagieren sich heute viele Landwirtinnen und Landwirte wie Stefan Franz, 1. Vorsitzender beim Bauern- und Winzerverein Mainz-Ebersheim, als langjährige Kooperationspartner im Feldhamsterschutz. Unter anderem auf seinen Flächen fand die Exkursion statt. „Unsere Erfolge beim Feldhamsterschutz verdanken wir insbesondere engagierten Landwirtinnen und Landwirten wie Herrn Franz, die mehrjährige Blüh- und Luzernestreifen anlegen oder hohe Getreidestoppeln stehen lassen. Von diesen Maßnahmen profitieren die Feldhamster als Nahrungsangebot und Sichtschutz“, erläuterte Ministerin Eder. Vom Schutz des Feldhamsters profitieren auch weitere Arten, wie beispielsweise der Feldhase, das Rebhuhn und viele Insekten, denn auch diese Tiere benötigen den Anbau vielfältiger und deckungsreicher Kulturen sowie spätere Erntezeitpunkte. „Unsere Bemühungen für den bei uns in Rheinland-Pfalz streng geschützten Feldhamster zahlen sich aus, es geht aber noch mehr. Denn vom Schutz der knuffigen Nager profitieren wir alle“, so Katrin Eder.

Weitere Informationen zum Aktion Grün Projekt und vorhergehenden Projekten finden Sie auf der SNU-Homepage: https://snu.rlp.de/de/projekte/feldhamster

Bei Interesse am aktiven Feldhamsterschutz können die Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren unter feldhamster@snu.rlp.de kontaktiert werden.