„Naturschutz ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ – Höfken startet Projekt zum Wiesenbrüterschutz im Westerwald mit Landwirtschaft und Naturschutz
„Wir alle müssen die Natur schützen und sorgsam mit ihr umgehen – als Gesellschaft, als Landschaftsnutzer, als Naturschützer und als Politiker, die die Rahmenbedingungen gestalten und verantwortungsvoll Entscheidungen treffen“, betonte Umweltministerin Ulrike Höfken heute in Waigandshain. Dort gab sie im Rahmen ihrer „Aktion Grün“ Sommertour den Startschuss für das Pilotprojekt zum Wiesenbrüterschutz im Westerwald. Vertreter des Naturschutzes und der Landwirtschaft haben in den vergangenen Monaten erfolgversprechende Strategien entwickelt, wie neue Lebensräume für die Wiesenvögel gestaltet werden können. Dazu zählen unter anderem eine Bewirtschaftungsruhe bis zum Ende der Brutzeit oder das Belassen von Brachestrukturen als Ansitzwarten für die Partnerfindung und die Revierbeobachtung. Die Maßnahmen sollen in den nächsten drei Jahren in einem Pilotprojekt gemeinsam vom Land und den Bewirtschaftern der Wiesen erprobt und zur Umsetzungsreife gebracht werden.
„Anfang 2016 haben uns die Naturschutzverbände in einer gemeinsamen Initiative nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass es in den explizit für den Vogelschutz ausgewiesenen Gebieten des Westerwalds um viele Arten schlecht bestellt ist. Gerade bei Arten wie Bekassine, Raubwürger, Wiesenpieper und dem Braunkehlchen, die im Westerwald bis in die jüngste Vergangenheit bundesweit bedeutsame Vorkommen hatten, seien erhebliche Rückgänge zu verzeichnen. Für diese Arten tragen wir in Rheinland-Pfalz eine besondere Verantwortung!“ so die Ministerin. Wie dramatisch diese Entwicklung sei, lasse sich schon daran ablesen, dass die Zahl der Braunkehlchen-Reviere im Vogelschutzgebiet Westerwald seit 2009 um 70 Prozent zurückgegangen sei, mahnte Höfken.
Allein in Rheinland-Pfalz seien rund 50 Prozent der Brutvogelarten gefährdet, ihr Bestand in den letzten 25 Jahren – trotz zahlreicher Bemühungen – um die Hälfte zurückgegangen, so die Umweltministerin. „Um diesen Entwicklungen wirksam begegnen zu können, haben wir vor zweieinhalb Jahren die Biodiversitätsstrategie des Landes verabschiedet und uns darin verpflichtet, in den kommenden Jahren die biologische Vielfalt im Land zu schützen und zu stärken. Seither bildet diese Strategie die Grundlage unseres Handelns für mehr biologische Vielfalt im Land. Im aktuellen Koalitionsvertrag für die laufende Legislaturperiode wurde dazu die “Aktion Grün“ als Leuchtturmvorhaben des Naturschutzes verankert. Ihr Kern ist es, Lebensräume zu erhalten und zu verbinden und dem Artensterben entgegenzuwirken. Dabei starten wir neue Projekte oder knüpfen an gestartete Projekte an und setzen diese fort.“ Besonders deutlich, so Höfken, werde die Bedeutung des Artenschutzes im Programmteil „Rheinland-Pfalz – artenreich, vielfältig, bunt“. Dazu sei die Erstellung eines „Leitarten-Konzepts“ zum prioritären Schutz besonders wichtiger Arten verabredet worden, das in den nächsten Jahren nach und nach umgesetzt werden solle. Dazu gehörten Artenhilfsprogramme, aber auch die Aktualisierung der Roten Listen bedrohter Arten und das Wildschutzprogramm Wald und Wiese. „Das Braunkehlchen ist mit gutem Grund ebenfalls auf der Liste der Arten, die wir mit unserem Leitartenkonzept schützen wollen. Den Weckruf der Natur haben wir vernommen!“ Abschließend bat Höfken die Landwirte der Region, sich in möglichst großer Zahl an dem Pilotprojekt zu beteiligen. „Wir setzen auf Ihre Zusammenarbeit in den vor uns liegenden Projektjahren. Ich wünsche mir und der Natur, dass Sie uns zahlreich dabei helfen werden, wieder bessere Lebensbedingungen für unsere Braunkehlchen, Wiesenpieper und Co. zu schaffen. Ich danke allen beteiligten Landwirten, Verbänden und der SGD Nord für die gute Zusammenarbeit. Wenn wir uns gemeinsam dieser Aufgabe stellen, bin ich mir sicher, dass in den nächsten drei Jahren gemeinsam Gutes gelingen wird.“